Krematorium Zürich Nordheim
Käferholzstrasse 101
8057 Zürich
044 412 06 00
Das 1889 eröffnete Krematorium Sihlfeld A war nicht nur das erste Krematorium von Zürich, sondern auch von der ganzen Schweiz. Es wurde 1915 vom Krematorium Sihlfeld D abgelöst. Dessen Kapazitätsgrenzen schienen absehbar zu sein, da 1925 die Zahl der Feuerbestattungen erstmals diejenige der Erdbestattungen überstieg.[2] Aus diesem Grund wurde zunächst überprüft, ob man nicht das 1915 stillgelegte Krematorium Sihlfeld A modernisieren und wieder in Betrieb nehmen könnte. Die engen Raumverhältnisse und der Gedanke, dass ein neues Krematorium besser auf der rechten Limmatseite der Stadt zu stehen kommen sollte, liessen die Stadt davon Abstand nehmen.[3] 1931 erfolgte ein Wettbewerb für den Neubau eines Krematoriums auf dem Areal des heutigen Krematoriums Nordheim. 1932 arbeiteten die Architekten Henauer und Witschi auf Beschluss des Stadtrats ein Vorprojekt für den Bau des Krematoriums aus. Da aber 1932 die alten Öfen vom Krematorium Sihlfeld D ersetzt und 1935 durch einen dritten ergänzt wurden, erschien der Bau eines zweiten Krematoriums nicht mehr als dringlich, sodass 1933 die Vorarbeiten der beiden Architekten beendet wurden.[4] Rund um den Bau des Friedhofs Hönggerberg wurde 1946 geprüft, ob man dort nicht auch das zweite Krematorium für die Stadt Zürich bauen sollte. Dieses Vorhaben wurde jedoch wieder fallengelassen.[5] Im April 1950 nahm der Stadtrat dagegen die Pläne für den Bau des zweiten Krematoriums beim Friedhof Nordheim wieder auf und erteilte nach verschiedenen Diskussionen 1957 Albert Heinrich Steiner den Auftrag für die Ausarbeitung des Projekts. Für die Landschaftsgestaltung war Willi Neukom verantwortlich.[6] 1961 wurde Steiners Projekt genehmigt und 1962 nahm die Stimmbevölkerung das Projekt an, sodass dieses in den Jahren 1963 bis 1967 realisiert werden konnte.[7] 1976 wurde der Bereich der Aufbewahrung erweitert und der geplante, aber aus Kostengründen nicht realisierte Urnenhain in Form von drei Innenhöfen gebaut. Dieser wurde 1985 bis 1987 in einem weiteren Schritt erweitert. Sämtliche Umbauten und Erweiterungen wurden nach Plänen von Architekt Albert Heinrich Steiner vorgenommen, sodass das Krematorium Nordheim nach dem Konzept eines einzigen Architekten gestaltet wurde.[8] 1990 bis 1993 wurde die Ofenanlage von drei auf acht Einheiten ausgebaut.[9] Derzeit (Stand 2015) sind sieben elektrische Öfen in Betrieb.[10]
Baubeschreibung
Das Areal des Krematoriums befindet sich oberhalb der Käferholzstrasse und westlich des Friedhofs Nordheim. Vom Parkplatz und der Bushaltestelle führt ein geschwungener Weg zum Vorplatz des Krematoriums, auf dem sich das 15 Meter hohe Kupferkreuz befindet, das auf den Standort des Krematoriums verweist. Entlang des Weges vom Parkplatz zum Krematorium sind am Waldrand auch die Urnennischen eingerichtet, bei denen sich als Besonderheit auch das Anatomiegrab befindet, in dem die Asche derjenigen Menschen beigesetzt wird, die ihren Leichnam der Wissenschaft zur Verfügung gestellt haben.[11]
Den beiden Abdankungshallen ist ein Hof vorgelagert, der von einer Mauer umschlossen ist und als überdachter quadratischer Umgang an einen Kreuzgang eines Klosters erinnert. Zum Innenhof ist der Umgang verglast und lässt den Blick auf einen Brunnen sowie auf Föhren schweifen. Durch wuchtige Türen gelangt der Besucher in die Abdankungshallen hinein.
Die Abdankungshalle I ist die grössere und bietet 450 Personen Platz. Die Abdankungshalle II ist für 150 Personen eingerichtet.[12] Beide Hallen sind ähnlich gestaltet und besitzen einen Boden aus Rosso Verona-Marmor. An beiden Längswänden der Halle I und an der nordöstlichen Längsseite der Halle II befinden sich rechteckige Vertiefungen, die an Kolumbarien erinnern. In diese Vertiefungen wurden Glasmosaike eingelassen, die mit ihren Lichtreflexen den beiden Hallen eine sakrale Stimmung verleihen. Beide Hallen besitzen über dem Eingang eine Empore, auf denen sich jeweils eine Orgel befindet. An der Wand hinter dem Rednerpult, das vom Boden der Halle etwas abgehoben ist, befindet sich je ein Wandteppich. In der Halle I stammt der Teppich von Max Truninger, der auch die farbigen Fenster entworfen hat. In Halle II stammt der Wandteppich von Carlotta Stocker. Ein Bodenmosaik von Adolf Funk und Reliefs von Otto Müller und Hans Josephsohn ergänzen die künstlerische Ausstattung der Anlage.[13] Falls eine Abschiednahme mit Sarg stattfindet, kann dieser während oder nach der Feier mit einem Lift von den Hallen ins Untergeschoss hinabgesenkt werden.